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Lied der Woche 27. Mai 2022

Im Prater blühn wieder die Bäume

Liebe Freunde,

dieses Mal bin ich mit dem Lied der Woche etwas später dran. Mein Computer, auch Rechner genannt, wollte nicht mehr mitmachen. Er geht wieder, aber ganz gesund ist er noch nicht.

Heute geht es im Lied der Woche um einen besonderen Platz. Wer kennt ihn nicht, den Prater in Wien? Ein Erholungs- und Ausflugsziel für alle Schichten der Bevölkerung vornehmlich für die Wiener. Der Wiener Prater ist erstmals Anfang des 15. Jahrhunderts urkundlich erwähnt. Im Jahr 1766 wurde der bis dahin nur ausgewählten Personenkreisen zugängliche Prater für Besucher aus allen Gesellschaftsschichten geöffnet.

Am 9. April 1766 wurde die Entscheidung Kaiser Josephs II. den Prater für die gesamte Bevölkerung Wiens zu öffnen im „Wienerischen Diarium“wie folgt kundgemacht: “dass künftighin und von nun an, zu allen Zeiten des Jahrs, und zu allen Stunden des Tags, ohne Unterschied jedermann in den Bratter, sowohl als in das Stadtgut frey spatzieren zu gehen, zu reiten und zu fahren, und zwar nicht nur in der Hauptallee, sondern auch in den Seitenalleen, Wiesen und Plätzen.“

Daraufhin nahm die Besucherzahl im Park schnell zu und es wurden Gaststätten, Weinschenken und Kaffeehäuser gebaut. Weitere Attraktionen folgten bald. 1773 ließ sich der aus Bayern eingewanderte Johann Georg Stuwer in Wien nieder und begann im Prater Feuerwerke zu veranstalten.  1784 und 1788 wurden durch Stuwer, beziehungsweise Enslin, die ersten Fahrten in Luftschiffen vom Prater aus unternommen

1814 fand im Prater das Erinnerungsfest an die Schlacht bei Leipzig statt. Am 1. Mai des Jahres wurde die sogenannte Praterfahrt, das große Wiener Frühlingsfest im Prater, veranstaltet. Im Mittelpunkt desselben stand eine Wagenauffahrt privater und öffentlicher Kutschen, meist bis zu 500 Wagen, die sich bei der Rückfahrt oft vom Prater bis zum Stephansplatz stauten. Die Zahl der Schaulustigen bei diesem Fest wurde mit 30.000 beziffert. Der 1. Mai war zugleich der Stichtag für die Präsentation der Wiener Modeneuheiten. Was bei dieser Gelegenheit von bedeutenden Personen der Wiener Gesellschaft getragen wurde, setzte sich in der kommenden Saison als Mode durch.

Im Prater passierten aber auch Dinge, die nicht gut waren. Zum Beispiel die Praterschlacht am 23. August 1848 während der Revolution kostete zahlreiche Menschenleben.

Am 29. April 1854 wurde anlässlich der Vermählung Franz Josephs I. mit Elisabeth im Prater ein Kaiserfest gefeiert. Ebenso am 27. April 1879 anlässlich der Silberhochzeit des Kaiserpaars, gab es ein großes Fest.

1871/1872 wurde der Prater im Zuge der Vorbereitung für die Weltausstellung 1873 neu gestaltet. Das Feuerwerksgebäude der Familie Stuwer, wurde abgerissen und damit eine über 100-jährige Feuerwerkstradition beendet. Der älteste Praterbaum, ein 500jähriger Nussbaum gegenüber dem Gasthaus “Zum Eisvogel”, fiel einer weiteren “Regulierung” im Jahr 1876 zum Opfer.

1890 fand im Prater das Sängerfest statt, an dem ein Chor von 8.000 Sängern teilnahm. Ab 1890 zog an jedem 1. Mai die Arbeiterschaft in den Prater, um den erstmals arbeitsfreien Tag,“Erster Mai“, im Kreis der Familien in der Natur zu feiern. Dabei wurden 1890 ca. 60.000-70.000 Personen gezählt.

Mitte 1897 wurde das bekannte Riesenrad errichtet, Es ist heute das Wahrzeichen des Praters.

In den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs (April 1945) wurde der Prater durch Bomben und Brände weitgehend zerstört. Nur 18 Objekte blieben erhalten, darunter das Riesenrad, dessen Waggons allerdings verbrannten. Nach Kriegsende entschloss man sich zu einem Wiederaufbau. Am 15. März 1948 verkehrte zwischen Riesenrad und Stadion der erste Zug der wiederhergestellten Liliputbahn. Heute ist der Park ein Vergnügungszentrum für Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit über 250 Attraktionen. Wieviel von den Traditionen, der Geschichte und dem Wiener Charm noch vorhanden ist, das weiß ich leider nicht.

Ach ja, das Lied der Woche. Es ist, wie kann es anders sein: “Ìm Prater blühn wieder die Bäume“. Die Melodie stammt von dem bekannten Dirigenten und Komponisten Robert Stolz (*1880 in Graz; † 1975 in Berlin). Den Text schrieb Kurt Robitschek (1890 – 1950). Ihr findet das Lied auf: https://www.youtube.com/watch?v=aczo4ovG5gg .Es singt Eva Lind.

Viel Spaß beim Zuhören und Mitsingen wünscht Euch Euer Ernst Friedel

Hier ist der Text:

1; Im Prater blüh’n wieder die Bäume
In Sievering grünt schon der Wein
Da kommen die seligen Träume
Es muss wieder Frühlingszeit sein
Im Prater blühn wieder die Bäume
Es leuchtet ihr duftendes Grün
Drum küss, nur küss nicht säume
Denn Frühling ist wieder in Wien

2; Kinder schaut zum Fenster raus
Mutter da guck hin
Lacht die Sonn‘ uns alle aus
Ist denn das mein Wien
Maltschi, nimm dein weisses Kleid
Mit dem blauen Band
Kinder es ist höchste Zeit
Fahr’n wir heut aufs Land
Heut greif ich ins Portemonnaie
Dass mein Wien ich wiederseh‘

3; Im Prater blüh’n wieder die Bäume
In Sievering grünt schon der Wein
Da kommen die seligen Träume
Es muss wieder Frühlingszeit sein
Im Prater blühn wieder die Bäume
Es leuchtet ihr duftendes Grün
Drum küss, nur küss nicht säume
Denn Frühling ist wieder in Wien

Im Prater blühn wieder die Bäume
Es leuchtet ihr duftendes Grün
Drum küss, nur küss nicht seine
Denn Frühling ist wieder in Wien.

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